Auf der Suche nach Leichtigkeit in unserem überladenen Leben kann es vorkommen, dass wir uns die Mühe sparen, die uns möglicherweise glücklicher und verbundener mit unserem Garten machen könnte. In diesem Sinne: Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass es einem pflegefreien Garten an Engagement fehlen kann, das für tiefe, spirituelle Freude notwendig ist? Hier beschreibe ich ein besonders einprägsames Erlebnis von einer unserer alpinen Wanderungen und eine Lektion, die ich daraus gelernt habe: warum ich glaube, dass die Gartenarbeit Lebensfreude bringt.

Zu Fuß

Vor einigen Jahren waren wir im Spätsommer in den Hohen Tauern in Österreich unterwegs. Die Route führte uns von der Gleiwitzer Hütte (2176 m) über den Gleiwitzer Höhenweg und den Kempsenkopf (3090 m) zur Fürthermoar Alm unterhalb des Mooserboden-Stausees.

Schöner Morgen auf der Gleiwtzer Hütte
So weit, so gut

Der Weg war, wie die meisten in der Region, erwartungsgemäß anstrengend, aber nicht sehr schwierig. Das heißt, bei trockenen Bedingungen. Aber die Nacht zuvor war frostig und es hat geschneit. Das Eis auf den Felsen, die unbekannte Schneehöhe in den Felsspalten, und das Bewusstsein, dass ein Ausrutscher lebensgefährlich sein könnte, verliehen dem Unterfangen einen lebensbedrohlichen Beigeschmack. Ich übertreibe nicht. So musste ein erfahrener Wanderer, den wir auf einer Route getroffen hatten und der sich für einen Abstecher zum Hohen Tenn entschieden hatte, nachts von einem Berg gerettet werden.

Wir beschlossen, den Hohen Tenn auf ein anderes Mal zu verschieben
Für den Rest des Bergrückens wanderte die Kamera in den Rucksack

Wir haben aber es auf die Südseite geschafft. Sobald wir die sanften Wiesen unterhalb des felsigen Gipfels erreicht hatten, stellten wir unsere Rucksäcke ab. Wir gossen uns Tee ein, legten uns ins Gras und knabberten an Schokolade. Während ich den weiten Blick über das Tal und einen besonders üppigen Fleck mit tiefblauem Eisenhut genoss, fühlte ich mich zu 100 % lebendig. Die Mühen und Gefahren des Weges machten das einfache Liegen auf einer Wiese umso süßer, die Aussicht schöner und die Farben leuchtender.

Sicher auf der Sonnenseite, die Wiese hinunter über den von himmelblauen Eisenhüten gesäumten Weg, zum Mooserboden Stausee

Mit einer Seilbahn

Ein paar Tage später beendeten wir unsere Reise in Innsbruck. Wir fuhren mit der Nordketten-Seilbahn ins Karwendel. Es war schön und nett. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Um die Landschaft richtig zu erleben, musste ich mich durch die Hindernisse quälen, Dreck an den Händen bekommen und hüfttief in den Schnee zwischen den Felsen fallen. Ich musste bis auf die Knochen durchfrieren und mich von der Sonne wieder aufwärmen lassen. Ich musste den Rhythmus meines Atems und das Pulsieren des Blutes in meinen Arterien spüren. Das Abenteuer, so stellt sich heraus, ist eine notwendige Bedingung für die Erholung. Die Leichtigkeit, die eine Seilbahn vermittelt, hat mich von den Bergen losgelöst und mir die Tiefe der Erfahrung genommen, für die ich eine Reise antrete.

Nordkettebahn brachte uns ins Karwendel
Ihre Autorin genießt die Aussicht
Einfach, aber nicht zu einfach

Natürlich wollen wir, dass die Dinge in unserem Leben einfach und befriedigend sind. Vor allem die Gärten. Wir geben unser Bestes bei der Arbeit, in der Familie, im Freundeskreis, mit dem Hund, beim Sport und bei allen anderen energieaufwendigen Aspekten unserer Existenz. Ein Garten ist also ein Ort, an dem wir uns ausruhen, geistig erholen und – für die Extravertierten unter uns – mit Freunden zusammenkommen können. Er ist kein Ort der zusätzlichen Arbeit. Ich behaupte jedoch, dass ein pflegefreier Garten auch ein Garten mit geringem Zufriedenheitsgrad ist. Ähnlich wie die Besteigung von Bergen mit einer Seilbahn. Das Engagement ist entscheidend für die Erfahrung einer echten Verbindung. Erst durch Engagement wird der Garten wirklich zu dem Euren.

Das richtige Gleichgewicht

Im Gegensatz zu dem, was meine Worte vermuten lassen, verbringe ich die meiste Zeit in unserem Garten mit einem Kaffee oder einem Glas Bier, während ich das Summen der Bienen und das Zirpen der Grashüpfer genieße. Zu anderen Zeiten stecke ich meine Nase in die Blumen oder beobachte einfach das Licht, das durch die Blätter scheint. Wir haben den Rasen auf ein Minimum reduziert. Die Bepflanzung erledigt sich die meiste Zeit des Jahres von selbst – so dicht, dass Unkraut keine Chance hat.

Trotzdem gibt es Tage, an denen ich genau hinsehe, was bearbeitet werden muss. Tage, die ich auf den Knien verbrachte, mit dem Gesicht zwischen Blättern und dem Hintern in der Luft, zu Boden murmelnd, schwitzend, Nägel abbrechend und Kratzer bekommend. Tage, an denen ich mit Sträuchern intim werde, indem ich entscheide, was ich beschneide und was ich stehen lasse. Ich sammle Käfer und Schnecken in einem vergeblichen Wettlauf, um zuerst an die Erdbeeren zu kommen. Oder ich ziehe Himbeerschösslinge heraus, die genauso zahlreich sind wie ihre Früchte. In der Novemberkälte stecke ich Blumenzwiebeln in die schwere, feuchte Erde. Schließlich ist es Zeit für den späten Winteraufräumen für das Neue im Frühling. Und dann ist der Kaffee umso süßer und das Bier umso schmackhafter.

Wie kann man dieses Gleichgewicht erreichen? Die Grenze zwischen zu viel Belastung und mangelnder Bindung ist fließend und sehr individuell. Engagement kann viele Formen annehmen und sollte nicht als lästige Pflicht empfunden werden. Wenn Ihr Euren idealen Standpunkt finden möchtet, zögert Ihr nicht, ein Gespräch zu vereinbaren.

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